- Polendeutsche
- Polendeutsche,deutsche Minderheit in Polen, v. a. in Oberschlesien (Zentrum: Oppeln), Ermland und Masuren; ihre Zahl wird auf bis zu 1 Mio. geschätzt.Bis 1944/45: Deutsche. - Mit dem im Potsdamer Abkommen (2. 8. 1945 festgeschriebenen Verlust der deutschen Ostgebiete östlich der Oder-Neiße-Linie war auch die zwangsweise Aussiedlung der deutschen Bevölkerung (etwa 6,9 Mio. Vertriebene) verbunden; nur eine Minderheit der Pommern und Schlesier verblieb in ihrer alten Heimat (1950: etwa 1,1 Mio.). Die bei der Vertreibung begangenen Verbrechen (in über 1 000 polnischen Lagern und über 200 Polizeigefängnissen, z. B. in Lamsdorf [Lambinowice], 35 km südwestlich von Oppeln, 1945-46 über 1 000 Todesopfer) wurden bis 1989/90 offiziell geleugnet. Die Polendeutschen blieben politisch ignoriert und kulturell isoliert; viele bemühten sich um eine Auswanderung nach Deutschland (Aussiedler).Nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen (13. 12. 1981 begannen sich Polendeutsche illegal zu organisieren; die Zulassung eines »Verbandes der Deutschen« wurde 1983 abgelehnt. Ab Mitte der 1980er-Jahre wuchsen die Aktivitäten zur Bildung »Deutscher Freundschaftskreise«, zunächst v. a. in Oberschlesien (Bürgerbewegung); bis 1990/91 gewannen sie an Breite (zusammengefasst im »Verband der Deutschen Gesellschaften in der Republik Polen«, Abkürzung VDG). Nach deutlicher Verbesserung der Lage der Polendeutschen ab 1989/90 (1990 Wahl von Polendeutschen in oberschlesischen Kommunalvertretungen, Übernahme von Bürgermeisterfunktionen), wurde ihnen erst mit dem Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrag vom 17. 6. 1991 die sprachliche, kulturelle und religiöse Identität nach KSZE-Norm zugesichert. - Seit der Neuregelung des Aussiedlerstatus (ab 1993) wird den Polendeutschen das Recht auf eine zusätzliche deutsche Staatsbürgerschaft gewährt. - Seit 1991 sind zwei Parteien der Polendeutschen in Nieder- und Oberschlesien im Sejm vertreten.
Universal-Lexikon. 2012.